Essay in der Frankfurter Rundschau: Latentes Unbehagen. Die Schirn Kunsthalle befasst sich mit dem Kolonialismus…

Seit Kurzem ist in der Schirn Kunsthalle in Frankfurt eine Retrospektive des Kolonialmalers Wilhelm Kuhnert zu sehen. Unter dem Titel „König der Tiere. Wilhelm Kuhnert und das Bild von Afrika“ sind seine großformatigen Tier- und Landschaftsdarstellungen sowie Illustrationen erstmals umfassend ausgestellt. Seine Motive fand Kuhnert vor allem in der ehemaligen Kolonie Deutsch-Ostafrika – dem heutigen Tansania -, die er zwischen 1891 und 1912 ausgiebig bereiste. Seine Bilder wurden auf zahlreichen Kolonialausstellungen gezeigt. Sie prägen die bis heute wirksamen Vorstellungen von Afrika als exotischen Sehnsuchtsort mit ungezähmter Tierwelt und unberührter, spektakulärer Landschaft. Bei Sammlern beliebt, ignorierten Museen sein Werk weitgehend.

Die Schirn möchte das nun ändern. „Die Gründe für die Nichtbetrachtung Wilhelm Kuhnerts“, heißt es im Ausstellungskatalog, seien „so vielfältig wie vielsagend“. Einer sei das „latente Unbehagen angesichts von Großwildjagd und Kolonialherrschaft“. Denn Kuhnert war nicht nur Maler und Illustrator, sondern auch direkter Profiteur kolonialer Gewalt. Das große Problem der Ausstellung: Sie zeigt nicht, dass das „latente Unbehagen“ nicht nur Kuhnerts Werk betrifft, sondern ebenso die bis heute fortwirkende Kontinuität, in der es steht.

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[publiziert in der Frankfurter Rundschau (online + print) am 10.11.2018]