Noch nie präsentierten so viele Künstlerinnen ihre Arbeit in Kassel wie auf der diesjährigen Ausgabe der Documenta – und selten wurde die Ausstellung so kontrovers diskutiert. Im starken Kontrast zur medialen Präsenz der Debatte um die „documenta fifteen“ steht der Umfang an Auseinandersetzungen mit den künstlerischen Positionen. Der erste Teil unserer rückschauenden Reihe „Documenta Debrief“ nimmt daher zunächst die Kunst selbst in den Blick. Auf Einladung der Redaktion stellen hier fünf Autorinnen Kollektive vor, deren Beiträge sie als besonders relevant hervorheben möchten.
Hier analysiert die Kuratorin und Kunstwissenschaftlerin Mahret Ifeoma Kupka den Beitrag von The Nest Collective und betrachtet seine Schlagkraft im kolonialhistorischen Kontext des Ausstellungsortes: Mit der Installation Return to Sender – Delivery Detail bringt die kenianischen Gruppe den Schrott der kapitalistischen Konsumwelt mitten ins barocke Ensemble der Karlsaue und thematisiert damit eine systemische Schieflage: Während Rücksendungen ein integraler Bestandteil der kapitalistischen Konsumwelt sind, gilt für den von Europa verkauften Müll kein Recht auf retour.